Überprüfung von ToolsGroup, Supply Chain Planning Software-Anbieter

Von Léon Levinas-Ménard
Zuletzt aktualisiert: April, 2025

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ToolsGroup ist ein langjähriger Anbieter von supply chain planning Software, der 1993 gegründet wurde und sich von frühen Innovationen in der stochastischen Prognose für Ersatzteile im Automobilbereich zu einem integrierten, cloud-nativen Angebot an Nachfrageanalysen, Multi-Echelon-Bestandsoptimierung, Auffüllungsplanung und dynamischen Preisgestaltungslösungen entwickelt hat. Seine Flaggschiff-Produkte – wie SO99+, JustEnough, Price.io und Rebalance.io – behaupten, hohe Serviceniveaus (95–99%) zu liefern, Bestandsinvestitionen um 10–30% zu senken und den manuellen Planungsaufwand um bis zu 90% zu reduzieren, indem probabilistische Methoden und maschinelles Lernen eingesetzt werden. Im Laufe der Jahre hat ToolsGroup seine Fähigkeiten durch strategische Akquisitionen (darunter Evo, Onera und Mi9) erweitert, um reaktionsfähige KI und Echtzeitanalysen zu integrieren. Obwohl das Angebot des Unternehmens Automatisierung und integrierte Analysen für eine nahtlose ERP-Integration betont, bleiben einige seiner KI/ML-Versprechen im Vergleich zu alternativen Ansätzen in der Branche weiterer technischer Überprüfung unterworfen.

Unternehmensübersicht und Geschichte

1.1 Gründung und Entwicklung

ToolsGroup wurde 1993 von Eugenio Cornacchia und Joseph Shamir gegründet, nachdem in den 1970er und 1980er Jahren Pionierarbeit in der probabilistischen Prognose für Ersatzteile geleistet wurde12. Ihre frühen Systeme gehörten zu den ersten „stochastischen“ Lösungen in der supply chain Planung, die traditionelle deterministische Methoden in Frage stellten, indem sie Unsicherheiten über probabilistische Modelle berücksichtigten.

1.2 Akquisitionen zur Ergänzung der Technologie

Im Laufe der Jahre hat ToolsGroup seine technologischen Fähigkeiten durch wichtige Akquisitionen erweitert:

  • In 2023 hat die Übernahme von Evo die Fähigkeiten in der dynamischen Preisoptimierung, nichtlinearen Optimierung und fortschrittlichen präskriptiven Analytik gestärkt3.
  • In 2022 hat der Kauf von Onera Funktionen für die Echtzeit-Verfügbarkeit von Beständen und ereignisbasierte Datenanalysen hinzugefügt, um die Einzelhandelsplanung über die traditionelle Prognose hinaus zu erweitern4.
  • In 2021 hat die Integration von Mi9/JustEnough die Funktionen der Einzelhandelsplanung und -durchführung weiter ausgebaut, wobei ein Schwerpunkt auf dynamischem Bestandsmanagement lag5.

Was liefert ToolsGroup?

2.1 Praktische Ergebnisse der Software

Die integrierte Planungslösung von ToolsGroup zielt darauf ab:

  • Service Level verbessern: Liefert auch bei Nachfrageschwankungen 95–99% Service Level.
  • Bestand in der richtigen Größe: Optimiert die Bestandsverteilung an mehreren Standorten mithilfe statistischer und probabilistischer Modelle, um Investitionen zu reduzieren und gleichzeitig Serviceziele beizubehalten (oft werden 10–30% Einsparungen erzielt)6.
  • Planungsprozesse automatisieren: Reduziert den manuellen Arbeitsaufwand um 50–90% durch Automatisierung.
  • Auffüllung und Zuweisung verbessern: Stellt sicher, dass Produkte zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sind, während Überbestände und Fehlbestände minimiert werden.

2.2 Spezifische Produktfunktionen

Das Lösungsportfolio von ToolsGroup umfasst:

  • SO99+: Eine einheitliche supply chain planning Plattform, die Nachfrageprognosen, Bestandsoptimierung und Auffüllungsplanung integriert, um Bestände optimal zu dimensionieren6.
  • JustEnough: Fokussiert auf die Einzelhandelsdurchführung, kombiniert dynamische Auffüllung, Zuweisung und Preisoptimierung.
  • Price.io und Rebalance.io: Module, die darauf abzielen, Preise in Echtzeit mittels „responsive KI“-Methoden anzupassen und Bestände zwischen Geschäften basierend auf ereignisgesteuerten Daten neu zuzuweisen, wobei einige dieser Behauptungen Schlagwörter verwenden, die einer genaueren technischen Bewertung bedürfen.

Wie funktioniert die Lösung von ToolsGroup?

3.1 Zentrale Modellierungstechniken

ToolsGroup setzt probabilistische Prognosen ein, um Nachfragedistributionen anstelle von Einzelpunktprognosen zu erstellen und liefert so tiefere Einblicke in Unsicherheiten12. Seine Multi-Echelon-Bestandsoptimierungsmodelle konzentrieren sich auf das Management von Beständen über verschiedene supply chain Ebenen hinweg – von zentralen Lagern bis hin zu einzelnen Geschäften –, um Nachfrageschwankungen und Lieferzeiten auszugleichen.

3.2 KI- und Machine-Learning-Versprechen

Das Unternehmen behauptet, dass seine Prognose-Engines aus historischen Daten „lernen“, um nichtlineare Nachfragekurven und saisonale Schwankungen zu erfassen, und integriert machine-learning-Techniken zur kontinuierlichen Verbesserung der Prognosen67. Allerdings bleiben, obwohl solche Methoden über traditionelle Modelle hinausgehen sollen, technische Details zu den spezifischen Algorithmen – etwa ob Deep-Learning-Architekturen verwendet werden oder ob Verbesserungen inkrementell erfolgen – begrenzt, was Raum für Skepsis bezüglich ihrer tatsächlichen Neuheit lässt.

3.3 Implementierung und Integration

Aufgebaut auf einer cloud-nativen, modularen Architektur, ist die Plattform von ToolsGroup auf Skalierbarkeit und nahtlose Integration mit beliebten ERP-Systemen wie SAP, Oracle und Microsoft Dynamics 3657 ausgelegt. Ihre Rollout-Strategie umfasst typischerweise gestaffelte Implementierungen – von Machbarkeitsstudien und Proof-of-Concepts bis hin zu mehrphasigen globalen Einsätzen (wie in Kundencase-Studien, etwa bei SKF, belegt)8. Dieser Ansatz ermöglicht einen digitalen Zwilling der supply chain für die Echtzeitüberwachung und agile Prozessoptimierung.

Technische und organisatorische Überlegungen

4.1 Einblicke in Engineering und Tech-Stack

Obwohl detaillierte Informationen zu Programmiersprachen oder spezifischen Frameworks spärlich sind, legt ToolsGroup großen Wert darauf, Softwareentwickler und supply chain Berater zu rekrutieren, die in modernen, cloud-basierten Technologien und Automatisierung bewandert sind. Dieser Fokus deutet auf einen Tech-Stack hin, der auf Open-Source-Datenwissenschafts-Frameworks und skalierbarer Cloud-Infrastruktur basiert, untermauert durch auf ihrer Karriereseite ausgeschriebene Positionen9.

4.2 Implementierungs- und Rollout-Modell

ToolsGroup verwendet typischerweise ein gestaffeltes, inkrementelles Implementierungsmodell. Dies beginnt mit Machbarkeitsbewertungen und Pilotprojekten, bevor es zur vollständigen Einführung übergeht, wodurch die Integration in bestehende Altsysteme (ERP, POS, WMS) sichergestellt und eine kontinuierliche Prozessüberwachung mittels eines digitalen Zwillings der supply chain ermöglicht wird8. Dieser wohlüberlegte Ansatz trägt dazu bei, organisatorisches Vertrauen aufzubauen und den Übergang zu einem stärker automatisierten Planungsumfeld zu erleichtern.

Kritische Analyse und skeptische Schlussfolgerungen

Eine ausgewogene Bewertung des Angebots von ToolsGroup zeigt eine ausgereifte und umfassende supply chain planning Suite, die strategische Ziele – wie die Steigerung des Servicelevels und die Reduzierung von Beständen – mit taktischen Maßnahmen verbindet, die auf probabilistischen Prognosen und Multi-Echelon-Optimierung basieren. Während Kundenaussagen von Unternehmen wie SKF greifbare Verbesserungen unterstreichen, scheinen einige Marketingversprechen (z. B. „quantum learning“ und „responsive AI“) fortgeschrittene Analytik mit vertrauten statistischen Optimierungstechniken zu vermischen. Im Wesentlichen liefert ToolsGroup robuste Prozessautomatisierung und systematische Verbesserungen; jedoch bleiben seine Behauptungen über bahnbrechende KI weniger transparent und stellen möglicherweise keinen radikalen Bruch mit den etablierten Industriestandards dar.

ToolsGroup vs Lokad

Ein Vergleich zwischen ToolsGroup und Lokad hebt grundlegende Unterschiede sowohl in der Geschichte als auch in der technischen Philosophie hervor. ToolsGroup, das seine Ursprünge auf das Jahr 1993 zurückführt, baut auf jahrzehntelanger Erfahrung in probabilistischer Prognose und Multi-Echelon-Planung auf und wurde durch strategische Akquisitionen (Evo, Onera, Mi9) ergänzt, die seine integrierte, modulare Plattform für nahtlose ERP-Integration und skalierbare Cloud-Einsätze bereichert haben. Im Gegensatz dazu positioniert sich Lokad—gegründet im Jahr 2008—als eine experimentellere, selbst entwickelte Alternative, die eine maßgeschneiderte Programmiersprache (Envision), Deep Learning und differentiable programming einsetzt, um prädiktive Optimierung voranzutreiben. Während ToolsGroup auf bewährte, schrittweise Verbesserungen der traditionellen Planung durch inkrementelle Einbindung von machine learning setzt, befürwortet Lokad einen maßgeschneiderten, algorithmisch intensiven Ansatz zur Entscheidungsautomatisierung. Diese Divergenz spiegelt unterschiedliche Philosophien wider: ToolsGroup bevorzugt die Stabilität und Robustheit bewährter probabilistischer Methoden, die durch modulare Akquisitionen verbessert werden, während Lokad darauf abzielt, die supply chain Optimierung über einen eng integrierten, technikzentrierten Rahmen neu zu definieren, der konventionelle Grenzen herausfordert.

Fazit

Die Plattform von ToolsGroup bietet eine End-to-End supply chain planning Lösung, die hohe Servicelevels und Kosteneffizienz erreicht, indem sie probabilistische Prognosen, Multi-Echelon-Optimierung und Automatisierung integriert. Ihr cloud-nativer, modularer Ansatz und das phasenweise Rollout-Modell gewährleisten eine reibungslose ERP-Integration und Skalierbarkeit, was sie zu einer ausgereiften und robusten Option für Unternehmen macht. Dennoch laden einige ihrer KI- und machine learning-Versprechen – oft in buzzige Terminologie gehüllt – zu weitergehender unabhängiger technischer Validierung ein, trotz einer langen Erfolgsgeschichte in der Innovation. Für supply chain Führungskräfte stellt ToolsGroup eine zuverlässige, gut integrierte Lösung mit bewährtem Erbe dar, auch wenn ihr bahnbrechendes Potenzial in der KI-gesteuerten Entscheidungsfindung eher als evolutionär denn als revolutionär angesehen werden mag.

Quellen