00:00:03 Einführung von Amaury Séchet und Joannes Vermorel.
00:00:50 Definition von wirtschaftlichen Kartellen und Bitcoin-Einsatz.
00:02:31 Umgehung von Bitcoin-Kartellen.
00:04:12 Kartelle und supply chain-Perspektive mit Beispielen.
00:07:54 Bitcoin unterstützt die Zusammenarbeit in supply chains.
00:09:18 Dynamiken von Bitcoin-Kartellen und Vertrauensfragen.
00:10:27 Kooperationsprinzipien in Bitcoin und supply chains.
00:12:37 Zukünftige supply chains: enge Zusammenarbeit und Vertrauen.
00:13:23 Effiziente Ressourcenbündelung und Herausforderungen.
00:16:00 Bitcoin-Spaltung aufgrund unterschiedlicher Visionen.
00:16:37 Strategisches Interesse an Standardisierung in supply chains.
00:19:33 “Kollusion”: wenn Kooperation problematisch wird.
00:21:19 Beispiel Preisabsprachen: Mobilfunkbetreiber.
00:23:31 Bitcoin in supply chains: Kooperationsengineering.
00:26:01 Auswirkungen gezielt herbeigeführter Instabilität auf das Überleben des Systems.
00:28:19 Enge Zusammenarbeit in supply chains: Vor- und Nachteile.
00:30:56 Verrat innerhalb von Kartellen und dessen Implikationen.
00:32:55 Bitcoin-ähnliche Dynamiken in zukünftigen supply chains.
00:35:14 Bitcoins prädiktiver Wert für supply chains.

Zusammenfassung

In der heutigen Episode diskutieren Kieran Chandler, Bitcoin ABCs leitender Entwickler Amaury Séchet, und Lokads Gründer Joannes Vermorel das Zusammenspiel wirtschaftlicher Kartelle im Bitcoin-Ökosystem und in supply chains. Sie schlagen vor, dass Kartelle, die traditionell negativ wahrgenommen werden, durch Kooperation Effizienz fördern können, während sie zugleich Instabilität nähren. Am Beispiel von Bitcoin weist Séchet darauf hin, dass Miner eine Beziehung aufbauen, die sowohl kooperativ als auch wettbewerbsorientiert ist und sich im Falle von Differenzen potenziell fragmentieren könnte. Vermorel unterstreicht diese Ansicht im Kontext von supply chains, indem er die Bedeutung von Vertrauen und maschinenbasierter Zusammenarbeit hervorhebt. Sie führen das Konzept ein, dass zukünftige supply chains Bitcoins Dynamiken nachempfinden könnten, wobei Echtzeitprogrammierung die Effizienz steigert. Séchet hebt dabei das Potenzial des Bitcoin-Modells hervor, um eine neue wirtschaftliche Perspektive zu fördern, die über digitales Bargeld hinausgeht.

Erweiterte Zusammenfassung

Das Gespräch beginnt damit, dass Kieran Chandler, der Moderator, Amaury Séchet, den leitenden Entwickler bei Bitcoin ABC, und Joannes Vermorel, den Gründer von Lokad, begrüßt. Sie vertiefen das Hauptthema der Diskussion, wirtschaftliche Kartelle, und konzentrieren sich darauf, wie diese im Bitcoin-Ökosystem und in supply chains funktionieren.

Séchet eröffnet, indem er ein Kartell als ein einzigartiges Marktszenario scenario charakterisiert, in dem konkurrierende Akteure sich entscheiden, gemeinsam ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Er erklärt, dass diese Zusammenarbeit oft Instabilität mit sich bringt, weil die beteiligten Akteure gleichzeitig Konkurrenten sind. Er zieht Bitcoin heran, um seinen Punkt zu verdeutlichen, und weist darauf hin, dass Miner als eine Art Kartell betrachtet werden können, da sie darum konkurrieren, mehr Blöcke für höhere Einnahmen abzubauen, während sie dennoch die Blöcke der anderen akzeptieren, um die längste Kette zu bilden, von der letztlich alle profitieren.

Er erläutert weiter, dass Kartelle trotz der häufig negativen Assoziationen auch Effizienzgewinne ermöglichen können, indem sie gewisse konkurrierende Aspekte beseitigen. Dennoch weisen sie oft Instabilität auf, die aus der Wettbewerbsnatur ihrer Mitglieder resultiert. Diese Instabilität kann dazu führen, dass das Kartell auseinanderbricht, wenn sich die Bedingungen ändern – zum Beispiel, wenn einige Miner sich gegen die Kooperation entscheiden und es zur Entstehung zweier separater Bitcoin-Versionen kommt.

Vermorel bietet anschließend eine supply chain-Perspektive auf Kartelle. Er ist der Ansicht, dass Kartelle nicht zwangsläufig schädlich sind; der Unterschied liegt in der Art und Intensität der Zusammenarbeit der beteiligten Akteure. Er nennt als Beispiel die Luft- und Raumfahrtindustrie, in der Wettbewerber im Falle eines AOG-Vorfalls (Aircraft on Ground) bei der Beschaffung von Ersatzteilen zusammenarbeiten. Seiner Meinung nach kommt nicht nur den beteiligten Unternehmen, sondern auch den Endverbrauchern zugute, da dadurch die Sicherheit erhöht wird. Er betont zudem, dass, obwohl Kartelle oft negativ gesehen werden, sie unter bestimmten Umständen zu erheblichen Effizienzgewinnen führen können.

Der Dialog wendet sich den Charakteristika von Kartellen zu. Sowohl Séchet als auch Vermorel stimmen darin überein, dass Kartelle zwar höchst effizient, aber von Natur aus instabil sind. Séchet hebt jedoch hervor, dass diese Instabilität ein System von Checks and Balances schaffen kann, da kleinere Mitglieder des Kartells sich zurückziehen können, wenn sie feststellen, dass die größeren Akteure entgegen ihrer Interessen handeln.

Vertrauen innerhalb eines Kartells wird ebenfalls thematisiert, wobei Séchet betont, dass die größten Mitglieder zwar die Richtung des Kartells vorgeben, dabei aber die kleineren Mitglieder zufriedenstellen müssen, um deren fortlaufende Teilnahme zu sichern. Vermorel ergänzt, dass die enge, maschinenbasierte Zusammenarbeit, wie sie bei Bitcoin zu beobachten ist, ein neues, detaillierteres und komplexeres Niveau der Kooperation einleitet als die traditionelle Kartellkooperation.

Abschließend geht Vermorel auf die Zukunft von supply chains ein und schlägt vor, dass es Potenzial gebe, dass Akteure Ressourcen wie Lagerhallen oder truck Flotten bündeln, um durch maschinengesteuerte Protokolle eine höhere Effizienz zu erreichen. Ein solches integriertes System könnte die Landschaft von supply chains revolutionieren.

Das Gespräch beginnt mit einem Vergleich des Bitcoin-Ökosystems mit potenziellen Dynamiken in supply chains. Bitcoin wird als ein reales Beispiel herangezogen, das veranschaulicht, was passieren könnte, wenn verschiedene Akteure innerhalb eines ähnlichen Ökosystems interagieren. Dieser Vergleich zielt darauf ab, zukünftige Trends im Bereich supply chain management zu prognostizieren, wobei eine Verschiebung hin zu dieser dynamischen Form innerhalb des nächsten Jahrzehnts erwartet wird.

Die Interviewpartner diskutieren, wie Vertrauen kooperative Systeme beeinflusst – etwa anhand potenzieller Flotten autonomer Autos. Sie theorieren, dass verschiedene Akteure möglicherweise Ressourcen oder Einrichtungen bündeln, um mehr Effizienz zu erreichen, sofern ausreichend gegenseitiges Vertrauen besteht. Gleichzeitig betonen sie jedoch auch das Risiko, dass dieses Vertrauen durch wettbewerbsorientierte Akteure gebrochen werden könnte, die eigennützig handeln und das Gleichgewicht stören.

Die Teilnehmer gehen der Frage nach, wie sich die Spaltung oder der Zerfall innerhalb kooperativer Systeme äußern kann – am Beispiel des Bitcoin-Hard Fork, bei dem sich Bitcoin in zwei separate Währungen aufspaltete. Sie untersuchen dieses Konzept im Kontext von supply chains und argumentieren, dass Meinungsverschiedenheiten über Technologie oder Standards zu einer Fragmentierung führen können. Zugleich sind sie der Ansicht, dass Wettbewerb sowohl innerhalb als auch zwischen solchen Gruppen entscheidend für den Fortschritt ist, da Selbstzufriedenheit den Weg für innovativere Konkurrenten ebnen kann.

Die Diskussion wechselt zum Konzept von Kollusion versus Kooperation. Die Interviewpartner behaupten, dass die Unterscheidung zwischen diesen Begriffen

subjektiv ist und davon abhängen kann, ob die getroffenen Maßnahmen den Interessen der beteiligten Akteure dienen oder schädliche Auswirkungen auf Außenstehende haben. Zudem erörtern sie, dass der freie Markt einen selbstregulierenden Mechanismus gegen schädliche Kollusion besitzt, solange er für Neueinsteiger offen bleibt. Im Gegensatz dazu können regulierte oder monopolistische Märkte negative Formen unkontrollierter Kollusion beherbergen.

Vermorel schlägt vor, dass Bitcoin und zukünftige supply chains ähnliche Dynamiken aufweisen. Er postuliert, dass diese Systeme von „engineered instability“ profitieren würden – einem aus wissenschaftlichen Beobachtungen abgeleiteten Konzept, bei dem ein System, wenn es von seinem Gleichgewicht abweicht, tendenziell weiter abdriftet, sofern es nicht wieder ausbalanciert wird. Diese Instabilität hält alle Beteiligten wachsam und verlängert so langfristig die Lebensdauer des Systems oder „Kartells“, wie er es nennt.

In diesem Zusammenhang wird ein Kartell nicht negativ bewertet, wie es in traditionellen wirtschaftlichen Perspektiven der Fall ist. Vielmehr bezeichnet es eine Gruppe von Akteuren, die eng zusammenarbeiten – ähnlich wie Bitcoin-Miner, die kollektiv zur Gesundheit des Systems beitragen und dabei individuell profitieren.

Die Teilnehmer beleuchten die Vor- und Nachteile einer solchen Zusammenarbeit. Zu den positiven Aspekten zählt eine gesteigerte Effizienz und Langlebigkeit des Systems, während der Nachteil in der Gefahr von Abspaltungen oder Verrat innerhalb des Kartells liegt. Letzteres könnte eintreten, wenn ein Akteur von der kooperativen Vorgehensweise abweicht, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Eine derart eng verflochtene Zusammenarbeit kann zu dramatischen Situationen führen, wie sie im Bitcoin-Ökosystem beobachtet wurden. Vermorel schlägt vor, dass diese öffentliche Spannung, obwohl sie Konflikte schafft, auch Transparenz und Einfluss fördert – sodass die Diskussionen über die Richtung des Ökosystems sehr offen geführt werden.

Hinsichtlich der Zukunft sieht Vermorel supply chains, die Bitcoins Dynamiken nachempfunden sind. Er prognostiziert eine Zukunft, in der programmgesteuerte Echtzeitinteraktionen ähnlich denen zwischen Bitcoin-Minern ablaufen. Diese zukünftigen supply chains würden ein Gleichgewicht aufweisen, in dem Anreize so gestaltet sind, dass sie die Kooperation fördern und Abspaltungen verhindern.

Dieser Zukunftsausblick könnte laut Vermorel außerdem dazu führen, dass supply chain management transparenter und öffentlich diskutierter wird – im Gegensatz zu den aktuell meist geheim gehaltenen Praktiken.

Séchet, der sich mit Vermorels Vision identifiziert, betont, dass Bitcoins Innovation über die Dezentralisierung des digitalen Zahlungsverkehrs hinausgeht. Sie liegt auch darin, Anreize innerhalb eines Kartells innovativ zu strukturieren, um die Zusammenarbeit zu fördern. Er prognostiziert, dass dieses Modell zukünftig auch andere Bereiche beeinflussen und den Beginn einer neuen wirtschaftlichen Perspektive markieren wird.

Vollständiges Transkript

Kieran Chandler: Heute freue ich mich, dass wir Amaury Séchet, Lead Developer bei Bitcoin ABC, und einen der herausragendsten Experten in der Welt von bitcoins, bei uns haben. Vor etwa einem Jahr hat Amory zusammen mit seinem Team bei Bitcoin ABC verhindert, dass Bitcoin in ernsthafte betriebliche Probleme geriet. Heute sprechen wir über wirtschaftliche Kartelle. Außerdem begrüße ich Joannes Vermorel, den CEO von Lokad. Meine Herren, ich habe heute alle Hände voll zu tun, aber vielen Dank, dass Sie hier sind. Einfach ausgedrückt: Ein Kartell ist ein Markt, in dem die Teilnehmer nicht nur konkurrieren, sondern auch zusammenarbeiten. Emery, lass uns mit dir beginnen. Kannst du uns bitte erklären, was Kartelle sind und wie sie mit bitcoins zusammenhängen?

Amaury Séchet: Sicher. Ein Kartell stellt eine ungewöhnliche Marktsituation dar, in der eine Gruppe von Akteuren – im Grunde Wettbewerber – sich entscheidet, aus bestimmten Gründen zusammenzuarbeiten. Dies führt zu einer merkwürdigen Vereinigung von Individuen, die kooperieren, obwohl die Situation inhärent instabil ist, da sie zugleich Konkurrenten sind. So ungewöhnlich es klingen mag, es handelt sich hier um ein weit verbreitetes wirtschaftliches Phänomen. Kartelle gibt es in verschiedenen Sektoren, am offensichtlichsten beispielsweise im Drogenhandel oder in den Telekommunikationsmärkten.

Was Bitcoin angeht, kann man sagen, dass die Miner eine Art Kartell bilden. Sie stehen in Konkurrenz, indem jeder versucht, mehr Blöcke abzubauen als der andere, um so seine Einnahmen zu steigern. Dennoch akzeptieren sie die Blöcke der jeweils anderen, da dies ihnen hilft, die längste Kette mit dem höchsten Proof of Work aufrechtzuerhalten. Dadurch befinden sie sich in einer typischen Kartellsituation, in der sie zwar zusammenarbeiten müssen, um diese Kette zu bauen, gleichzeitig aber um so viele Blöcke wie möglich konkurrieren.

Kieran Chandler: Das ist interessant, aber ich dachte, Bitcoins Hauptziel sei wirtschaftliche Freiheit. Warum sprechen wir dann immer noch von Bitcoin und Kartellen in einem Atemzug?

Amaury Séchet: Nun, Kartellbildung muss nicht immer negativ sein. Oft lobbyen Kartellmitglieder die Regierung, um zu verhindern, dass Außenstehende mit ihnen konkurrieren. Ein klassisches Beispiel sind Mobilfunkanbieter in vielen Ländern, wo teure Lizenzen neue Marktteilnehmer ausschließen. Dadurch entsteht faktisch ein Kartell, in dem kaum externer Wettbewerb herrscht.

Auf dem freien Markt haben Kartelle außerdem stets einen “Notausstieg”, über den sie sich lösen können, wenn der Markt nicht mehr zu ihren Gunsten funktioniert. Dieses Phänomen zeigte sich bei Bitcoin im August letzten Jahres, als eine Gruppe von Minern aufhörte, miteinander zu kooperieren, und begann, auf unterschiedlichen Ketten zu arbeiten. Anfangs existierte ein Kartell von Minern, das an einer Kette arbeitete – jetzt gibt es mindestens zwei große Gruppen, die auf verschiedenen Versionen operieren und nicht mehr zusammenarbeiten.

Die Menschen sind mit diesem Aspekt nicht sehr vertraut, da sie es gewohnt sind, dass Kartelle von staatlicher Seite ermöglicht werden – es muss jedoch nicht immer so sein.

Kieran Chandler: Und Joannes, wie sieht es supply chain-technisch aus? Gibt es auch in supply chains Kartelle?

Joannes Vermorel: Ja, die gibt es, aber der Begriff “Kartell” ist oft negativ behaftet, weil er in vielen Fällen als illegal gilt. Es ist wichtig, den Grund zu verstehen, warum Kartelle in der Regel als rechtswidrig betrachtet werden. In einem Kartell gibt es sowohl Wettbewerb – wie Emery es erläuterte – als auch Kooperation. Die häufigste Form der Zusammenarbeit ist Preisabsprachen, die oft missbilligt wird.

Grundsätzlich hat Europa, soweit ich mich erinnere, kürzlich die höchste Strafe überhaupt für ein Aufzugskartell verhängt – es ging um etwa 1,4 Milliarden Euro, die wegen einer kartellähnlichen Struktur von vier Unternehmen, die Preisabsprachen betrieben, fällig wurden. Preisabsprachen gelten allgemein als sehr schädlich, da sie ausschließlich den Kartellmitgliedern nutzen, ohne positive Effekte für den Gesamtmarkt zu erzielen.

Was mich an Bitcoin besonders fasziniert – da ich denke, dass es interessante Eigenschaften zeigt, die zukünftig supply chains prägen könnten – ist, dass es eine sehr enge Zusammenarbeit ermöglicht, die gleichzeitig positive emergente Effekte für den Gesamtmarkt hervorruft. Der Punkt ist: Kooperation ist nicht grundsätzlich schlecht. Wenn außenstehende Akteure ebenfalls von der Zusammenarbeit profitieren, dann ist es nicht so, dass nur die Kartellmitglieder gewinnen.

Um dies am Beispiel von supply chains zu verdeutlichen, nehmen wir etwa die Luft- und Raumfahrtindustrie: Eine Airline kauft ein Teil von einer anderen Airline, die dieses zu einem hohen Preis verkauft. Allerdings wird die Airline nicht von irgendjemandem kaufen, sondern nur von einer ausgewählten Kurzliste von Airlines.

Du hast diese sehr kartellartige Situation, in der du eine äußerst enge Zusammenarbeit hast. Die Leute kooperieren, damit das Flugzeug die ganze Zeit fliegt, obwohl sie Konkurrenten sind. Sie nehmen nicht einfach jeden in den Club auf, aber sie haben einen guten Grund dafür: Sicherheit. Als gelegentlicher Reisender profitierst du von diesem Kartell in Form von Sicherheit. Es ist nicht alles schlecht. Der Fortschritt, den die Luft- und Raumfahrtindustrie in puncto Sicherheit gemacht hat, ist unglaublich, und das liegt an dieser Art der Zusammenarbeit.

Kieran Chandler: Amaury, hast du noch weitere Eigenschaften eines Kartells, die du hervorheben könntest?

Amaury Séchet: Auf wirtschaftlicher Ebene sind Kartelle instabil, weil die Mitglieder des Kartells Konkurrenten sind. Wenn irgendetwas den Status quo stört, kann sich das Kartell auflösen. Aber Kartelle können auch höchst effizient sein. Es gibt eine Menge Ineffizienz, die durch den Wettbewerb zwischen den Akteuren entsteht und die beseitigt werden kann, wenn sie sich für Zusammenarbeit entscheiden. In der Regel profitieren die Leute im Kartell davon, aber meistens profitieren auch die Kunden, so wie im von Joannes gegebenen Flugzeugbeispiel.

Kartelle sind an sich nicht schlecht. Sie können effizienter sein, was ein Vorteil ist, der oft übersehen wird. Der Nachteil ist die innewohnende Instabilität.

Kieran Chandler: Der Vorteil ist eine hohe Effizienz und der Nachteil eine inhärente Instabilität. Können wir den Menschen in Kartellen vertrauen, im Kontext von Bitcoin?

Amaury Séchet: Ich denke, das können wir. Ein weiteres Merkmal von Kartellen ist, dass die größten Mitglieder tendenziell die Richtung des Kartells kontrollieren, während die kleineren Mitglieder nicht so viel Einfluss haben.

Kieran Chandler: Es ist verständlich, dass gewisse Grade an Zentralisierung inhärent sind, da der größte Miner einen unverhältnismäßig großen Einfluss auf die allgemeine Ausrichtung des Projekts haben wird. Das bedeutet jedoch, dass sie dies so tun müssen, dass die kleineren Miner zufrieden gestellt werden, oder zumindest ausreichend. Wenn das größte Mitglied des Netzwerks entscheidet, gegen die Interessen der kleineren zu handeln, wird es in ihrem Interesse liegen, das Netzwerk zu verlassen und sich abzuspalten.

Joannes, kannst du deine Gedanken dazu teilen, wie dieses Vertrauen aufgebaut werden kann?

Joannes Vermorel: Ja, es ist sehr interessant, einen Blick darauf zu werfen, wie das nicht nur für Bitcoin, sondern auch für supply chain management relevant ist. Die Zusammenarbeit innerhalb von Bitcoin ist unglaublich eng; es handelt sich buchstäblich um Software, die vollständig kompatibel sein muss, sonst riskierst du einen Fork. Das bringt ein ganz neues Maß an Zusammenarbeit, das über die altmodische Idee hinausgeht, sich einfach auf einen Preis zu einigen. Dieses Maß an Kooperation ist weit größer als traditionelle Geschäftsallianzen.

Wenn man an die Zukunft des supply chain management denkt, können viele Ressourcen gebündelt werden. Zum Beispiel, wenn du eine Flotte von Lastwagen hast – oder vielleicht in Zukunft autonome Lastwagen –, die du nicht nutzt, könntest du sie deinem Konkurrenten leihen. Auf diese Weise kann, anstatt Infrastruktur zu duplizieren, eine maschinelle Zusammenarbeit mit Echtzeit, computerbetriebenen Protokollen bestehen, um alles völlig streng organisiert zu haben. Dies würde zu radikalen Effizienzsteigerungen in Bezug auf Lagerbestände und Zuteilung der Transportkapazitäten führen.

Das bringt uns zurück zum Konzept des Vertrauens. Wenn du einen Marktführer hast, wie Amazon, der eine derart super eng integrierte supply chain mit maschinellen Protokollen leitet, müssen wir die Dynamik dieses Ökosystems berücksichtigen. Hier finde ich den Vergleich zu Bitcoin besonders anschaulich – er gibt uns ein gutes Beispiel für die Art von menschlicher Dynamik, die zu erwarten ist, sobald supply chains dieses Integrationsniveau erreichen. Ich denke, supply chains sind noch nicht dort, aber vielleicht werden sie es in zehn Jahren sein. Was denkst du darüber, Amaury?

Amaury Séchet: Ich stimme zu, es scheint, als würden viele Leute diese Idee aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Wenn wir Entwicklungen wie die in der selbstfahrenden Technologie zu ihrem logischen Abschluss führen, werden wir Flotten autonomer Fahrzeuge in großen Städten sehen, die von den Menschen geteilt werden und für ihre Nutzung bezahlt werden. Und das ist nur eine verkleinerte Version dessen, was du vorschlägst. Dasselbe Prinzip könnte für Flugzeugteile oder den Transport zwischen Fabriken und Händlern oder E-Commerce-Einrichtungen gelten. Die zunehmende Autonomie, die durch Technologie ermöglicht wird, kann die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren in der supply chain fördern. In diesem Bereich steckt viel Potenzial.

Kieran Chandler: Solange die verschiedenen Akteure, die an einem Betrieb beteiligt sind, einander genügend vertrauen, funktioniert alles und die Effizienz ist hoch. Allerdings kann Vertrauen leicht gebrochen werden. Es ist plausibel, dass einige Akteure Anreize haben könnten, andere zu untergraben, besonders wenn sie Konkurrenten sind. Was du vorschlägst, ist, dass eine sehr effiziente wirtschaftliche Situation erfordert, dass alle einander vertrauen und fair spielen. Aber wir müssen daran denken, dass diese Akteure irgendwann dazu verleitet werden könnten, andere zu verraten. Kannst du erklären, was du mit einem “Anreiz, unsere Akteure zu hintergehen” meinst?

Joannes Vermorel: Der Anreiz, andere zu untergraben oder zu verraten, könnte sich in egoistischen Handlungen manifestieren, die der restlichen Gruppe schaden. Die wichtigen Akteure im Betrieb müssen sicherstellen, dass jeder einen stärkeren Anreiz hat, zusammenzuarbeiten, anstatt zu konkurrieren. Allerdings machen Menschen Fehler, und es ist unvermeidlich, dass jemand die Harmonie stört. Das ist einfach die Natur des Marktes.

Kieran Chandler: Also sagst du im Grunde, dass die Natur eines wirtschaftlichen Kartells in einer Bitcoin-Umgebung darin besteht, dass jeder weiß, dass irgendwann jemand das Gleichgewicht stören wird?

Amaury Séchet: Nun, es ist eine Möglichkeit. Jemand könnte andere untergraben oder es könnte einfach Meinungsverschiedenheiten darüber geben, was das Beste für die Gruppe ist. Es ist nicht unbedingt böswillig. Unterschiedliche Vorstellungen davon, was das Beste ist, können entstehen, und wir haben das geschehen sehen. Zum Beispiel spaltete sich Bitcoin im August letzten Jahres in Bitcoin Cash, weil verschiedene Gruppen unterschiedliche Richtungen einschlagen wollten. Irgendwann wird der Anreiz zur Zusammenarbeit kleiner als der Anreiz zur Konkurrenz, und dann beginnt der Wettbewerb. Wenn das geschieht, löst sich das Kartell auf.

Kieran Chandler: Also, Joannes, gab es aus der Perspektive von supply chain Beispiele, in denen solche Spaltungen vorkamen? Irgendwelche Beispiele?

Joannes Vermorel: Ja, supply chains sind oft voll von Situationen, in denen eine Standardisierung möglich wäre, aber es besteht immer ein strategisches Interesse, eine bestimmte Technologie zu deinem Standard zu machen und den Markt zu beeinflussen. Es könnte mit RFID, QR-Codes oder sogar Barcodes passieren. Jeder hat ein gemeinsames Interesse daran, beispielsweise dieselbe Art von Barcodes zu verwenden, aber wenn ein Anbieter genug Durchschlagskraft erlangt, könnte er sein eigenes System mit zusätzlichen Funktionen einführen. Amaury hat Recht; es geht nicht immer darum, einen größeren Marktanteil zu haben. Auch Meinungsverschiedenheiten über die Richtung der Technologie können auftreten. Zum Beispiel, wenn es Uneinigkeit darüber gibt, wie viele Informationen ein Barcode enthalten sollte, stimmen die Leute möglicherweise nicht über den richtigen Weg überein. Jeder im Kartell muss das Gefühl haben, dass seine Relevanz bestehen bleibt, selbst wenn das gesamte Kartell zusammenbricht.

Kieran Chandler: Aber ich nehme an, in supply chains, wenn die Verantwortlichen für Barcodes, sagen wir GS1, aufhören, wettbewerbsfähig zu sein, könnte eine andere Gruppe, die RFID verwendet, sie einfach ersetzen. Es gibt also Konkurrenz innerhalb des Kartells, aber auch eine Konkurrenz von außen. Wenn du nicht ständig Fortschritte machst, könntest du von einem anderen Kartell ersetzt werden, das dasselbe Problem aus einem anderen Blickwinkel angeht und dich vollständig verdrängt. In supply chains sehen wir das bei verschiedenen Arten der Standardisierung, wie Barcodes versus RFID. Diese Systeme haben gewisse Verbindungen, aber grundsätzlich sind sie sehr unterschiedlich.

Joannes Vermorel: Das ist korrekt.

Kieran Chandler: Manchmal gibt es einen Standard, der extrem haftend ist, wie zum Beispiel die Größe eines Containers. Die Größe eines Containers hat eine extrem stabile Standardisierung. Es ist sehr schwer für die Menschen, davon abzuweichen, weil so viel bestehende Infrastruktur, wie Boote und Häfen, für diesen spezifischen Standard gebaut wurde. Wenn es jedoch einen unglaublich guten Anwendungsfall für einen ganz anderen Standard gibt, könnte es passieren. Und wenn niemand sich darauf einigen möchte, könnte tatsächlich jemand einen Teil des Marktes mit diesem neuen Standard erobern.

Okay, also wir haben viel über diese enge Zusammenarbeit gesprochen. Lassen Sie uns jetzt ein neues Wort einführen: Kollusion. Wo hört diese enge Zusammenarbeit auf und wird zu Kollusion? Kollusion ist illegal, es ist keine gute Sache, oder? Ich meine, es muss eine Grenze geben, aber wo liegt sie?

Amaury Séchet: Der Unterschied zwischen Zusammenarbeit und Kollusion ist größtenteils künstlich. Es läuft darauf hinaus, dass es sich um dasselbe Verhalten handelt. Vielleicht ist es Kollusion, wenn es im Interesse der am Kartell Beteiligten beginnt. Nehmen wir zum Beispiel die Mobilfunkanbieter. Wenn sie sich darauf einigen, sehr hohe Preise festzusetzen, können sie das tun, weil sonst niemand in den Markt kommen kann. Dann befinden sie sich in einer Situation, in der sie wirtschaftlich nicht effizienter sind, sondern alle anderen ausnutzen. In diesen Fällen könnte man den Begriff Kollusion verwenden, aber es ist sehr stark eine Wertermittlung.

Kieran Chandler: Und Wert ist inhärent subjektiv, sodass es in einer sehr grauen Zone liegen kann, was Zusammenarbeit und was Kollusion ist.

Amaury Séchet: Genau, es ist sehr subjektiv. Aber diese negativen Arten der Zusammenarbeit existieren auf dem freien Markt nicht in dem Maße, wie sie auf einem regulierten Markt existieren, weil es neue Marktteilnehmer geben kann. Wenn man Preisabsprachen trifft, um sehr hohe Preise zu setzen, ist genau das vor ein paar Jahren in Frankreich mit Free Mobile passiert. Wir hatten drei Anbieter, die sich gegenseitig auf hohe Preise einigten. Dann trat ein vierter Anbieter in den Markt ein, mit einem starken Anreiz, nicht dem Kartell beizutreten. Wenn dieser Anbieter nicht dem Kartell beitritt, kann er die anderen Anbieter deutlich unterbieten und sehr schnell einen großen Marktanteil gewinnen.

Kieran Chandler: Also schafft man im Grunde genommen eine Art Wettbewerb?

Amaury Séchet: Ja, denn dieser Neueinsteiger, wenn er sich entscheidet, dem Kartell nicht beizutreten, kann ein Angebot haben, das für die Kunden deutlich attraktiver ist, und wird so sehr schnell zu einem wichtigen Akteur auf dem Markt. Wenn der Markt nicht festgelegt ist und neue Akteure eintreten können, oder wenn Mitglieder des Kartells frei sind, das Kartell zu verlassen, entsteht ein selbstkorrigierender Mechanismus. Aber das ist nicht der Fall, wenn beispielsweise die Regierung verlangt, dass man eine Lizenz besitzt, um in einem bestimmten Arbeitsfeld tätig zu sein. In diesem Fall ist es niemand anderem möglich, hereinzukommen und zu konkurrieren. Das ist etwa der Fall bei Banken oder Taxis. Somit entsteht ein Bankenkartell oder ein Taxikartell, das gegen Kooperation resistent ist. Diese negativen Effekte treten vor allem dann auf, wenn das Kartell durch Gesetz oder durch gesetzlich geschaffene Anreize erzwungen wird, mehr als wenn sie wirtschaftlich natürlich entstehen.

Kieran Chandler: Interessant. Joannes, hast du dazu noch etwas hinzuzufügen?

Joannes Vermorel: Ja, ich denke, einer der sehr interessanten Ansätze von Bitcoin für supply chain ist, dass man es bis zu einem gewissen Grad, meiner Wahrnehmung nach, konstruieren kann.

Kieran Chandler: Der Kooperationsrahmen ist darauf ausgelegt, positive Zusammenarbeit zu verstärken anstatt negative Kollusion. Zum Beispiel, bei Bitcoin, schickst du eine Transaktion, die mit einer Transaktionsgebühr versehen ist, um einen Miner zu bezahlen. Jeder Miner kann sich entscheiden, sie abzulehnen, weil die Gebühr zu niedrig ist, und könnte versuchen, den Preis in die Höhe zu treiben. Das Problem ist, dass ein anderer Miner die Transaktion einfach aufnimmt und zehn Minuten später in seinen Block aufnimmt. Daher ist es schwierig, wenn auch nicht unmöglich, dass Miner sich auf hohe Transaktionsgebühren einigen.

Amaury Séchet: Es ist sehr ähnlich wie in der Mobilfunkindustrie. Sie könnten sich darauf einigen, den Preis sehr hoch zu treiben, aber mit steigenden Preisen haben einzelne Akteure einen stärkeren Anreiz, sich aus dem Kartell zu lösen.

Joannes Vermorel: Bei Bitcoin ist das System darauf ausgelegt, effizienter zu sein als der Wechsel von Mobilfunkanbietern, der Stunden dauern kann und erhebliche Reibungskosten mit sich bringt. Gesetze wurden erlassen, um Komplikationen für die Kunden aufgrund der begrenzten Anzahl von Akteuren zu verhindern. Aber wenn der Mobilfunkmarkt wie Bitcoin gestaltet wäre, gäbe es bei jedem Telefonanruf eine Echtzeitauktion für meinen Anbieter. Das niedrigste Gebot würde gewonnen, was zu mehr Instabilität für jedes potenzielle Kartell führen würde.

Amaury Séchet: Dieses Konzept der konstruierten Instabilität könnte für zukünftige, stark kooperative supply chain Systeme von Vorteil sein. Das Einbringen von Instabilität in das System könnte die Chancen erhöhen, dass das Kartell länger überlebt.

Kieran Chandler: Das ist ein interessantes Konzept, Instabilität zu konstruieren. Aber sicherlich würde niemand tatsächlich versuchen, das in seinen Systemen zu implementieren.

Amaury Séchet: Wenn ein System wissenschaftlich instabil ist, bedeutet das, dass es sich natürlich von seinem Gleichgewichtszustand entfernen wird. Wenn es ein stabiles System ist, kehrt es von selbst zu seinem Gleichgewichtszustand zurück. Ein instabiles System hingegen wird sich immer weiter von seinem Gleichgewichtszustand entfernen, sofern es nicht aktiv korrigiert wird. Je instabiler das Kartell ist, desto schneller kann es sich auflösen. Ein sehr stabiles Kartell kann ziemlich lange bestehen, bevor es sich auflöst. Dann könnte es zu spät sein, um noch etwas zu unternehmen. Wenn das Kartell instabil ist, entsteht eine Situation, in der sich die Mitglieder angemessen verhalten müssen, weil das System sehr kurzfristig aufhören könnte zu funktionieren.

Joannes Vermorel: Genau. Wenn das Kartell instabiler ist, gibt das den Mitgliedern einen stärkeren Anreiz, sich korrekt zu verhalten, was das Bestehen des Kartells potenziell verlängert.

Kieran Chandler: Also haben wir hier viel über die Vorteile einer engen Zusammenarbeit gesprochen, wie zum Beispiel verbesserte Effizienz. Was ist mit den Nachteilen? Gibt es irgendwelche Nachteile, die wir besprechen sollten?

Joannes Vermorel: Ja, für die zukünftigen Designs dieser eng kooperierenden supply chain Frameworks können wir mit viel Drama rechnen.

Kieran Chandler: Willkommen. Das Bitcoin-Ökosystem ist dafür bekannt, niemals an Drama zu sparen. Würdest du dem nicht zustimmen?

Joannes Vermorel: Das ist korrekt. Ähnlich wie die Kartelle der Vergangenheit gibt es viele geheime Absprachen und Preisabsprachen, die niemandem nützen. Betrachte Unternehmen wie diejenigen, die Aufzüge herstellen und von Europa mit Geldbußen belegt wurden – sie haben nie öffentlich zu ihrer Position Stellung bezogen. In einem System, in dem die Menschen bestreben, zum Wohle aller zu handeln, neigen sie jedoch dazu, sich darüber lautstark zu äußern, so wie im Bitcoin-Ökosystem.

Kieran Chandler: Interessant. Könntest du diesen Punkt näher erläutern?

Joannes Vermorel: Natürlich. Ein Großteil der decision-making findet öffentlich statt, was zu kontinuierlich intensiven Dramen führt. Zum Beispiel: Betrachten Sie Apples Entscheidung, das iPhone auf den Markt zu bringen. Man kann sich mehrere Meetings vorstellen, vermutlich mit Meinungsverschiedenheiten und hitzigen Diskussionen, die zum finalen Design beigetragen haben. Im Gegensatz zu traditionellen supply chains, in denen Diskussionen hinter verschlossenen Türen stattfinden, gedeiht das Bitcoin-Ökosystem durch öffentliche Debatten. Dieses Maß an öffentlicher Sichtbarkeit könnte zur neuen Norm werden, da es die Dynamik innerhalb des Ökosystems beeinflussen kann.

Kieran Chandler: Wie funktioniert diese öffentliche Sichtbarkeit im Bitcoin-Ökosystem?

Joannes Vermorel: Die öffentliche Sichtbarkeit bezieht sich nicht nur auf wirtschaftliche Macht. Wenn man ein großes Medienpublikum hat, ist das eine weitere Form von Macht. Es ist eine Gelegenheit, Einfluss auszuüben.

Kieran Chandler: Amaury, möchtest du den aktuellen Zustand der Community aus deiner Perspektive als Bitcoin-Experte kommentieren?

Amaury Séchet: Absolut. Wir haben eine Gruppe von Akteuren, die im Grunde Konkurrenten sind, aber Kooperation kann für alle vorteilhaft sein. Also, ja, rechnet mit reichlich Drama. Die Medien leben von den Bitcoin-bezogenen Dramen, die durchaus unterhaltsam sein können.

Kieran Chandler: Apropos Drama, Joannes, du hast das Potenzial für Verrat innerhalb eines Kartells erwähnt. Könntest du erläutern, was du damit meintest?

Joannes Vermorel: Klar. In einem Kartell, in dem Preisabsprachen die Norm sind, besteht ein inhärenter Anreiz zur Zusammenarbeit. Aber es ist auch eine Gefangenendilemmasituation. Wenn ein Akteur sich entscheidet, das Kartell zu verlassen und viel niedrigere Preise anzubieten, kann er eine große Kundschaft von seinen Konkurrenten anziehen. Die Gruppe als Ganzes profitiert von der Kooperation, aber einzelne Akteure könnten mehr vom Abweichen profitieren. Je absurder die Preisabsprachen sind, desto stärker ist der Anreiz abzuweichen.

Kieran Chandler: Das klingt, als wären Kartelle ziemlich instabil.

Joannes Vermorel: Das ist korrekt. Mit der Zeit wächst der Einfluss eines Kartells, aber auch der Anreiz für einige Akteure, abzuweichen.

Kieran Chandler: Während wir nun zum Abschluss kommen, möchte ich noch nach der Zukunft fragen. Joannes, wie siehst du die Auswirkungen von Kartellen auf die Zukunft der supply chains?

Joannes Vermorel: Ich sehe die Zukunft der supply chains als Spiegelung der wirtschaftlichen Dynamiken, die bei Bitcoin beobachtet wurden. Es ist ein lebendiges wirtschaftliches System, in dem echte Akteure programmatisch in Echtzeit interagieren. Die Zukunft der supply chains wird sich vermutlich in eine ähnliche Richtung entwickeln.

Kieran Chandler: Es gibt sehr marktplatzähnliche Dynamiken innerhalb des Bitcoin-Mining-Kartells, sowohl intern als auch extern. Ich erwarte, dass supply chain Systeme in Zukunft ähnliche Dynamiken aufweisen werden, auch wenn es vielleicht ein oder zwei Jahrzehnte dauern könnte, bis dies realisiert ist. Protokolle und Regeln müssen definiert werden, Anreize gestaltet, sodass das System Bestand hat und externes Vertrauen bewahrt. Selbst wenn Personen im Kartell kommen und gehen, kann die Außenwelt dennoch dem kollektiven Kartell vertrauen, dass es seinem vorgeschlagenen Wertversprechen nachkommt. In der supply chain umfasst dies Transport, kollaborative inventory management und Ressourcenallokation. Während wir weitere Fähigkeiten wie additive Fertigung entwickeln, Dinge, die auf Abruf hergestellt werden können, könnte es zu einer Verlagerung hin zur Anmietung von Kapazitäten kommen, ähnlich wie das Mieten der Druckkapazitäten eines Konkurrenten für die eigenen Bedürfnisse. Es gibt Bereiche für programmgesteuerten Wettbewerb und Wendewettbewerb. Meiner Ansicht nach werden diese Systeme entstehen. Mein Rat an das supply chain Publikum ist, das, was passieren wird, vorauszusehen, indem sie genau beobachten, was derzeit bei Bitcoin passiert, denn es ist einfach die Zukunft, die noch nicht gleichmäßig verteilt ist. Das ist es, was die Menschen erwarten können. Was heute bei Bitcoin passiert, ist das, was supply chain in zwei Jahrzehnten sein wird. Joannes, hast du dazu irgendwelche Gedanken?

Joannes Vermorel: Du bringst überzeugende Argumente vor, Kieran. Ich glaube, dass das Verständnis der Mechanismen und Dynamiken, die sich derzeit bei Bitcoin abspielen, in der Tat wertvolle Einblicke in den supply chain-Sektor bieten kann. Zum Beispiel könnte die Idee, die Kapazitäten der additiven Fertigung von Konkurrenten zu vermieten, faszinierende Dynamiken sowie Chancen für Zusammenarbeit und Wettbewerb auf dem Markt einführen.

Kieran Chandler: Absolut. Und was ist mit dir, Amaury? Irgendwelche abschließenden Gedanken zum potenziellen globalen Einfluss von Bitcoin?

Amaury Séchet: Ich stimme euch beiden zu. Bitcoin ist nicht nur Geld, es ist eine technologische Innovation mit erheblichen Auswirkungen auf verschiedene Aspekte der Wirtschaft und Gesellschaft, einschließlich der supply chain. Ich stimme insbesondere Joannes in Bezug auf die innovativen Anreize, die in Bitcoin eingebaut sind, zu. Viele Menschen scheuen sich davor, es als eine Art “Kartell” zu diskutieren, aufgrund der negativen Konnotationen des Begriffs, aber wenn man es unvoreingenommen betrachtet, ist es eine faszinierende und neuartige Form wirtschaftlicher Organisation. Bitcoin repräsentiert eine Art Kartell, in dem Anreize so gestaltet sind, dass die Teilnehmer eng aufeinander abgestimmt sind und zusammenarbeiten. Es ist wahrscheinlich, dass wir diese Dynamiken auch in anderen Bereichen wiederholt sehen werden.

Kieran Chandler: Das ist eine interessante Perspektive, Amaury. Es scheint, als stünden wir gerade erst am Anfang, das Potenzial dieser neuen Formen wirtschaftlicher Strukturen und Anreizsysteme zu erkennen. Vielen Dank euch beiden für eure aufschlussreichen Ansichten. Wie immer laden wir unsere Zuschauer dazu ein, sich mit uns auszutauschen. Wenn ihr Fragen oder Kommentare habt, hinterlasst diese bitte unten. Wir sind hier, um offene Debatten zu fördern und eure Fragen zu beantworten. Danke fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal. Auf Wiedersehen.