ROI steht natürlich für return on investment. Dennoch ist die Vorstellung, dass jeder in den Lagerbestand investierte Euro oder Dollar einen bestimmten Gewinn einbringt, ein kraftvoller Gedanke. Betrachtet man den Lagerbestand aus diesem Blickwinkel, stellen sich zwei Fragen:

  • Sind die Gewinne, die ein Produkt im Verhältnis zum investierten Kapital für die Lagerhaltung erzielt (d.h. ROI), im gesamten Produktportfolio ähnlich?
  • Falls die ROIs der verschiedenen Produkte unterschiedlich sind – wie kann dann der gesamte durch den Lagerbestand generierte ROI maximiert werden?

Wie Sie sich vielleicht denken, lautet die Antwort auf die erste Frage eindeutig: ‘NEIN’. Die für die in den Lagerbestand investierten Euro erzielte Rendite unterscheidet sich von Produkt zu Produkt erheblich. Zwei Aspekte haben dabei einen wesentlichen Einfluss.

Erstens beeinflusst die Bruttomarge eines Produkts direkt die ROI. Das liegt auf der Hand, und Produktmanager versuchen naturgemäß, ein Portfolio mit hohen Margen aufzubauen. Allerdings spielen viele weitere Überlegungen eine Rolle, wie zum Beispiel die Abdeckung des Produktportfolios. Die Aufnahme weiterer Produkte in das Portfolio ist oft auch eine Wachstumsstrategie.

Der zweite Aspekt ist subtiler, aber ebenso wichtig: Die Menge an Lagerbestand, die benötigt wird, um eine gewünschte Verfügbarkeit (d.h. Servicelevel) zu gewährleisten, variiert erheblich zwischen den Produkten. Der Hauptfaktor hierbei ist die Volatilität der Nachfrage – je größer die Unsicherheit der zukünftigen Nachfrage ist, desto höher muss der Lagerbestand sein, um ein gegebenes Servicelevel sicherzustellen.

Als Beispiel nehmen wir zwei Produkte mit derselben Bruttomarge, die im Laufe des Jahres die gleiche Anzahl an Einheiten verkaufen und somit den gleichen jährlichen Bruttogewinn erwirtschaften. Allerdings verkauft Produkt A jede Woche mit hoher Sicherheit die gleiche Menge, während Produkt B viel unregelmäßiger ist – manche Wochen gibt es keine Verkäufe und in anderen werden große Bestellungen aufgegeben. Um für beide Produkte dieselbe Verfügbarkeit oder dasselbe Servicelevel zu erreichen, wird der Sicherheitsbestand für Produkt B deutlich höher sein als für Produkt A, bei dem nur sehr wenig Unsicherheit und damit ein geringerer Sicherheitsbestandbedarf besteht. Infolgedessen benötigt Produkt B viel mehr Lagerbestand als Produkt A, um denselben Jahresgewinn zu erzielen. Die ROI von Produkt A ist daher wesentlich höher.

Unternehmen arbeiten kontinuierlich daran, ihre Rendite des eingesetzten Kapitals (ROCE) zu maximieren. Lagerbestand ist ein wesentlicher Bestandteil des von den meisten Einzelhändlern eingesetzten Kapitals und daher eine wichtige Chance zur Optimierung. Die gute Nachricht ist, dass das Potenzial zur Optimierung der ROI Ihres Lagerbestands durch Ausnutzung der heterogenen ROIs in Ihrem Katalog groß ist.

Letzteres wird erreicht, indem das optimale Servicelevel gefunden wird, bei dem ein SKU die beste ROI innerhalb des Rahmens eines vorgegebenen Lagerbestandsbudgets erzielt. Infolgedessen können Verfügbarkeit und Umsatz für ein gegebenes Lagerbestandsbudget erhöht werden, oder es kann Liquidität aus dem Lagerbestand freigesetzt werden, während die Gesamtverfügbarkeit aufrechterhalten wird.

Die Analyse hinter dieser Optimierung ist jedoch nicht trivial, da die nichtlineare Korrelation zwischen Servicelevel und Lagerbestandsmengen berücksichtigt werden muss. Außerdem müssen eine Reihe von ‚strategischen‘ Vorgaben, wie Verfügbarkeitsziele für bestimmte Produkte, beachtet werden.

Dies ist eine Herausforderung, die wir in naher Zukunft angehen wollen, mit dem Ziel einer vollautomatischen ROI-Optimierung des Produktportfolios bei einer gegebenen Summe an Betriebskapital. Als Ergebnis wird das System pro SKU die Servicelevel ermitteln, die für ein gewähltes Lagerbestandsbudget die höchste Verfügbarkeit (und damit Umsätze) erzielen.

Zu viel Lagerbestand reduziert zwar die Rendite auf das investierte Kapital, aber zu wenig Lagerbestand schmälert auch die Gewinne. Das optimale Lagerbestandsniveau ist daher ein Ausgleich zwischen Fehlbestandskosten und Lagerkosten, und ein zu starkes Abweichen von diesem Optimum wirkt sich negativ auf Ihr Geschäft aus. Unsere Pläne zur Servicelevel-Optimierung werden auf unserer Prognosetechnologie aufbauen. Bleiben Sie dran.