Repricing-Software (Repricer)
Im Handel ist eine Repricing-Software – oder Repricer – eine Lösung, um automatisch die Preise aller verkauften Artikel neu zu berechnen, abhängig von den Marktbedingungen. Repricer verlassen sich typischerweise stark auf Werkzeuge zur Wettbewerbsanalyse, die die Preise der Konkurrenz erfassen.
Pricer vs. Repricer: eine Frage der Automatisierung
Das Wort Repricer betont, dass die Preise des Händlers viel häufiger aktualisiert werden als bei einem manuellen Preisfindungsprozess üblich. Tatsächlich kümmern sich viele Repricer nicht nur um die Neuberechnung der Preise, sondern auch um die erneute Veröffentlichung der Preise auf mehreren Kanälen (Amazon, Rakuten, Play.com etc.). Der erwartete Vorteil besteht darin, Einzelhandelspreise anzubieten, die wesentlich näher an den quasi in Echtzeit vorliegenden Marktbedingungen liegen, während der Personalaufwand zur ständigen Beobachtung der Konkurrenz reduziert wird.
Typologie von Repricing-Lösungen
Da die Preisgestaltung neben Bestandskontrolle einen der Grundpfeiler des Handels darstellt, sind Dutzende von Repricing-Lösungen auf dem Markt verfügbar. In diesem Abschnitt stellen wir eine kleine Typologie der auf dem Markt befindlichen Lösungen vor.
Management vs Optimierung
Das Preismanagement konzentriert sich darauf, einen Hauptdatensatz aller Preise zu führen – der in der Regel auch alle früheren Preise umfasst – und alle Kanäle mit diesem Hauptdatensatz zu synchronisieren. Insbesondere kann diese Synchronisation etwas komplex werden, wenn viele Kanäle genutzt werden (z. B. der Onlineshop des Händlers, beliebte Marktplätze etc.).
Die Optimierung der Preise ist ein deutlich analytischerer Prozess, bei dem es darum geht, sowohl die kurzfristigen als auch die langfristigen Umsätze und Gewinne des Händlers zu maximieren. Zwar können Preismanagement und Preisanpassung in derselben Software gebündelt werden, in der Praxis sind die Aufgaben jedoch sehr unterschiedlich, sodass eine Trennung der beiden Aufgaben wesentlich mehr Flexibilität bei der Umsetzung und Anpassung der Preisstrategien bietet.
White-Box vs Black-Box
Eine White-Box-Lösung betont Preissetzungsstrategien, die vom Händler selbst erarbeitet werden, wobei dieser die volle Kontrolle über jeden Preis behält. Der Hauptvorteil dieses Ansatzes besteht darin, dass der Händler sein internes Marktwissen in die Preisgestaltung einfließen lassen kann – etwas, das dem Softwareanbieter sonst nicht zugänglich wäre. Dieser Ansatz erfordert jedoch mehr Aufwand und Zeit vom Händler.
Eine Black-Box-Lösung setzt auf Automatisierung und rein quantitative Optimierung. Der Repricer-Anbieter übernimmt die volle Verantwortung. Der Händler profitiert von der Expertise des Anbieters, die möglicherweise größer ist als die eigene, und von einem hoch automatisierten System mit geringem Personalaufwand. Der Hauptnachteil dieses Ansatzes liegt in der fehlenden Differenzierung gegenüber Wettbewerbern, die möglicherweise ähnliche generische Werkzeuge einsetzen.
Regelbasiert vs Programmgesteuert
Ein regelbasiertes Preissystem stützt sich auf einfache Strategien, die aus vorgefertigten Vorlagen erstellt werden. Der Händler kann die anzuwendenden Regeln aus einer Regelbibliothek auswählen. Der Hauptvorteil dieses Ansatzes liegt in seiner Simplizität. Allerdings beruht dieser Ansatz auch auf vereinfachten Strategien, die primär einige wenige Eingabevariablen berücksichtigen, wie beispielsweise die Preise des günstigsten Wettbewerbers.
Ein programmgesteuertes Preissystem verwendet typischerweise eine Skript- oder Programmiersprache, um beliebig komplexe Preisstrategien auszudrücken. Dieser Ansatz gibt dem Händler wesentlich mehr Freiheit, sein Markt-Know-how in die Preisgestaltung einfließen zu lassen. Im Gegensatz zum regelbasierten Ansatz erfordert ein programmgesteuerter Ansatz jedoch anfängliche Investitionen, um die entsprechende Technologie zu beherrschen.
Nur wettbewerbsorientiert vs Ganzheitlich
Eine rein wettbewerbsorientierte Strategie ist eine Preisstrategie, die quasi ausschließlich auf die Preise der Konkurrenz fokussiert, um die angepassten Preise zu berechnen. Diese Art der Preisstrategie findet vorwiegend im eCommerce Anwendung. Tatsächlich können alle Preise aus Onlineshops ausgelesen werden, sodass eine Repricing-Software, die ausschließlich auf wettbewerbsorientierten Strategien basiert, mit einem sehr geringen IT-Aufwand auskommt, da sie nicht einmal die Verkaufshistorie des Händlers (oder andere Daten) importieren muss, um angepasste Preise zu erstellen.
Im Gegensatz dazu versucht eine ganzheitliche Preisstrategie, alle relevanten Datenquellen zu nutzen – nicht nur die Preise der Wettbewerber –, um die neuen Preise festzulegen: Verkaufshistorie, Loyalty Daten, Lagerbestand, Webtraffic, Konversionsraten, … sind zahlreiche Datenquellen, die herangezogen werden können, um die Preisstrategie zu verfeinern. In der Praxis kommen ganzheitliche Preisstrategien dem Verhalten eines tatsächlichen Marketingexperten deutlich näher, allerdings ist der IT-Aufwand höher, da mehrere Datenquellen eingebunden werden.